Überlaufinkontinenz


Überlaufinkontinenz: Ein umfassender Leitfaden von der Erkennung bis zur Behandlung

Über Harninkontinenz gibt es verschiedene Formen, und obwohl jede ihre eigenen Besonderheiten aufweist, können sie den Alltag in ähnlicher Weise erschweren. In diesem Blogbeitrag beschäftigen wir uns ausführlich mit dem Thema Überlaufinkontinenz, bei der die Harnblase chronisch überfüllt ist und unbeabsichtigt in kleinen Mengen Urin austritt. Zwar tritt diese Art der Inkontinenz häufig bei Männern mit vergrößerter Prostata (benigne Prostatahyperplasie, BPH) auf, jedoch können auch andere Ursachen wie Harnsteine oder neurologische Erkrankungen dafür verantwortlich sein. Im Folgenden stellen wir Ihnen die Überlaufinkontinenz, ihre Risikofaktoren, Diagnoseverfahren, Behandlungsmöglichkeiten und Präventionsansätze detailliert vor. Ziel ist es, allen Betroffenen oder Interessierten einen umfassenden Überblick zu verschaffen.


Definition der Überlaufinkontinenz

Harninkontinenz ist ein Krankheitszustand, bei dem die Harnentleerung ungewollt erfolgt. Bei der Überlaufinkontinenz ist die Blase chronisch überfüllt, sie kann sich nicht ausreichend oder zum richtigen Zeitpunkt entleeren, sodass der Urin in kleinen – mitunter fast kontinuierlichen – Mengen austritt. Infolgedessen haben Betroffene oft das Gefühl, ihre Blase niemals vollständig zu entleeren, und bemerken während ihrer täglichen Aktivitäten ein ständiges Tröpfeln von Urin.

H3: Wann spricht man von Überlaufinkontinenz?

Von einer Überlaufinkontinenz spricht man, wenn die Harnblase permanent in einem Zustand der Überfüllung ist. Da der überschüssige Urin nirgends Platz findet, entleert er sich unfreiwillig – oft tropfenweise. Dieser Prozess entwickelt sich über einen längeren Zeitraum; es handelt sich also nicht um einen akuten Zustand. Meist liegt dem Ganzen eine strukturelle, funktionelle oder neurogene Störung zugrunde, welche die effiziente Blasenentleerung verhindert.

Zu den typischen Symptomen gehören:

  • Häufige, aber nur kleine Mengen Urinabgang
  • Nächtlicher Harndrang (Nykturie)
  • Häufiges Tröpfeln oder Auslaufen von Urin zu jeder Tageszeit
  • Ständiges Völlegefühl im Bereich der Harnblase
  • Wenig kräftiger Harnstrahl oder verzögertes Einsetzen der Miktion

Diese Symptome können den Alltag erheblich beeinträchtigen. Daher ist eine gründliche medizinische Abklärung und die Einleitung einer geeigneten Therapie sehr wichtig.


Häufige Ursachen und Risikofaktoren der Überlaufinkontinenz

Am häufigsten entsteht die Überlaufinkontinenz infolge einer Obstruktion (Verengung/Verlegung), durch die sich der Urin in der Blase anstaut, da anatomische oder funktionelle Anomalien das Entleeren erschweren. Zu den häufigsten Ursachen zählen:

Die Rolle der Prostata bei Männern

Bei Männern tritt die Überlaufinkontinenz am häufigsten als Folge einer vergrößerten Prostata (Benigne Prostatahyperplasie, BPH) auf. Die Prostata befindet sich am Blasenauslass um die Harnröhre herum und kann mit zunehmendem Alter – vor allem ab mittlerem Lebensalter – an Volumen zunehmen. Durch die Vergrößerung kann sich das Lumen der Harnröhre verengen, was den Urinfluss einschränkt und verlangsamt. Dadurch wird die Blase häufig nicht vollständig entleert; der verbliebene Restharn kann langsam und kontinuierlich überlaufen und so eine Überlaufinkontinenz verursachen.

Allerdings ist zu beachten, dass die Größe der Prostatavergrößerung und das Ausmaß der Blasenentleerungsstörungen nicht immer im direkten Zusammenhang stehen. Es kommt vor, dass eine geringfügige Vergrößerung ausgeprägte Beschwerden verursacht, während manche Männer trotz einer deutlich vergrößerten Prostata kaum spürbare Miktionsbeschwerden haben. Hier zeigt sich die Bedeutung einer fachärztlichen Untersuchung und regelmäßiger urologischer Kontrollen.

Harnsteine

Auch Harnsteine in den ableitenden Harnwegen (Niere, Harnleiter, Harnblase, Harnröhre) können eine Überlaufinkontinenz auslösen, insbesondere dann, wenn ein Stein nahe dem Blasenauslass oder in der Harnröhre sitzt. Der Stein kann dort eine Enge oder teilweise Verlegung bewirken, sodass die Blase sich nicht vollständig entleeren kann. Bei anhaltender Obstruktion kommt es zu einer Überdehnung der Blase, die Muskulatur ermüdet, und in der Folge kann sie sich nicht mehr ausreichend zusammenziehen.

Neurologische Störungen

Die Blasenentleerung wird durch ein fein abgestimmtes Zusammenspiel zwischen dem zentralen und dem peripheren Nervensystem gesteuert. Jede Art von Schädigung dieser Steuerung – beispielsweise durch eine Rückenmarksverletzung, eine Störung im Gehirn, eine Diabetes-bedingte Nervenschädigung, Multiple Sklerose oder Parkinson-Krankheit – kann zu einer neurogenen Blasenfunktionsstörung führen. Wenn die Nervenbahnen, die für die Blasenentleerung zuständig sind, beschädigt werden, kann es passieren, dass sich die Blasenmuskulatur nicht kraftvoll genug zusammenzieht oder die Schließmuskeln sich nicht rechtzeitig öffnen, sodass Urin im Blaseninneren verbleibt und sich anstaut. Das Endergebnis: eine chronische Überfüllung der Blase und ein unwillkürliches Auslaufen von Urin, also Überlaufinkontinenz.


Pathophysiologie der Überlaufinkontinenz

Um zu verstehen, warum eine Überlaufinkontinenz entsteht, ist ein tieferes Verständnis der grundlegenden Funktionsweise der Harnblase hilfreich. Die Muskelschicht der Harnblase besteht vorwiegend aus dem Detrusormuskel. In der Speicherphase (wenn die Blase sich füllt) ist dieser Muskel entspannt, damit die Blase größere Mengen Urin aufnehmen kann, während die Schließmuskeln (Sphinkter) geschlossen bleiben. Bei genügend Füllung und passenden äußeren Umständen (z. B. erreichbare Toilette) setzt der Entleerungsreflex ein: Der Detrusormuskel zieht sich zusammen, die Schließmuskeln entspannen sich, und der Urin fließt durch die Harnröhre ab.

Störungen der Blasenfunktion bei Überlaufinkontinenz

Bei der Überlaufinkontinenz können zwei Hauptfaktoren wirksam werden:

  1. Obstruktion

    • Der Urin kann nicht im normalen Tempo über die Harnröhre abfließen und staut sich in der Blase.
    • Eine vergrößerte Prostata oder eine Harnröhrenverengung (Striktur) kann den freien Urinfluss behindern.
  2. Ungenügende Kontraktionskraft des Detrusormuskels

    • Bedingt durch neurologische Schäden oder eine Ermüdung der Blasenmuskulatur.
    • Die Blase kontrahiert nicht mit ausreichender Stärke, sodass viel Restharn in der Blase verbleibt.

Letztlich sammelt sich in der Blase immer mehr Restharn an, der irgendwann unkontrolliert ausläuft. Parallel dazu haben Betroffene häufig das Gefühl, sich „nie richtig entleeren“ zu können.


Diagnose der Überlaufinkontinenz

Bei der Abklärung einer Überlaufinkontinenz erhebt der Arzt eine detaillierte Krankengeschichte, einschließlich Symptome, Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahme und Lebensgewohnheiten. Anschließend folgen verschiedene körperliche, Labor- und bildgebende Untersuchungen.

Körperliche Untersuchungen

  • Abtasten des Unterbauchs: Eine überdehnte, prall gefüllte Blase kann bei Palpation im suprapubischen Bereich (über dem Schambein) tastbar sein.
  • Rektale Tastuntersuchung (bei Männern): Wichtig, um eine Prostatavergrößerung zu erkennen. Größe, Konsistenz und Empfindlichkeit der Prostata geben wichtige Hinweise.
  • Gynäkologische Untersuchung (bei Frauen): Auch wenn die Überlaufinkontinenz seltener bei Frauen vorkommt, kann sie auftreten. Zudem können dabei andere Veränderungen wie eine Zystozele (Blasen- oder Scheidenvorfall) aufgedeckt werden.

Labor- und bildgebende Verfahren

  • Urinuntersuchung: Um Harnwegsinfektionen auszuschließen.
  • Urin-Sediment: Aufschluss über Steine, Kristalle oder abnorme Zellen.
  • Blutuntersuchung: Erfasst allgemeine Gesundheitsparameter, Nierenfunktion und das Vorliegen einer möglichen Diabeteserkrankung.
  • Ultraschall: Nützlich zur Beurteilung des Zustands der unteren Harnwege (Wanddicke der Blase, Restharnmenge) und zur Bestimmung der Prostatagröße beim Mann.

Urodynamische Untersuchungen

Urodynamische Tests helfen dabei, die Funktion der Harnblase und die Druckverhältnisse im unteren Harntrakt zu erfassen. Hierzu zählen:

  1. Uroflowmetrie: Misst die Geschwindigkeit des Harnflusses während des Wasserlassens. Bei Überlaufinkontinenz findet sich oft ein verminderter Urinfluss, manchmal auch ein diskontinuierlicher.
  2. Zystometrie: Ermittelt die Druckveränderungen in der Blase während der Füllung. Hilft bei der Feststellung, wie effektiv sich der Detrusormuskel zusammenzieht und ob es zu unwillkürlichen Kontraktionen kommt.
  3. Druck-Fluss-Untersuchung: Analysiert den Zusammenhang zwischen dem in der Blase gemessenen Druck und dem Harnfluss, was insbesondere zur Bestimmung des Ausmaßes einer Obstruktion wichtig ist.

Basierend auf den Ergebnissen dieser Untersuchungen kann der Arzt präzise klären, ob die Überlaufinkontinenz durch eine mechanische Verlegung, eine neurologische Störung oder eine unzureichende Kontraktion des Detrusormuskels hervorgerufen wird, und anschließend einen geeigneten Behandlungsplan erstellen.


Behandlungsmöglichkeiten der Überlaufinkontinenz

Der erste Schritt bei der Behandlung besteht darin, die Ursache zu beheben oder zumindest zu lindern. Liegt beispielsweise eine Prostatavergrößerung oder ein Harnstein zugrunde, bemüht man sich parallel dazu, Methoden zur Verbesserung der Blasenentleerung einzusetzen. Das Spektrum der Behandlungsmöglichkeiten reicht von medikamentöser Therapie über Katheterisierung bis hin zu operativen Eingriffen.

Medikamentöse Therapie

  • Alphablocker (z. B. Tamsulosin, Alfuzosin): Entspannen die glatte Muskulatur im Blasenhals- und Prostatabereich und verbessern so den Harnfluss.
  • 5-Alpha-Reduktase-Hemmer (z. B. Finasterid, Dutasterid): Können bei längerfristiger Anwendung das Prostatavolumen reduzieren, insbesondere bei Patienten, bei denen die Prostatavergrößerung der Hauptfaktor ist.
  • Cholinesterase-Hemmer: Können bei neurologisch bedingter Inkontinenz die Kontraktilität des Detrusormuskels verbessern.
  • Anticholinergika / Beta-3-Agonisten: Zwar eher zur Behandlung der Dranginkontinenz eingesetzt, können aber in Einzelfällen auch bei Überlaufinkontinenz nützlich sein. Die Entscheidung erfolgt individuell.

Die Wirkung der medikamentösen Behandlung wird vom Urologen oder gegebenenfalls Neurologen überwacht und gegebenenfalls angepasst.

Katheterisierung und operative Verfahren

  • Selbstkatheterisierung: In manchen Fällen (z. B. neuropathische Blase) kann der Patient lernen, unter sterilen Bedingungen einen dünnen, flexiblen Katheter einzuführen, um die Blase zu entleeren. So kann ein ständiges Tröpfeln oder das Risiko schwerer Infektionen reduziert werden.
  • Dauerhafter Katheter: In schweren Fällen oder wenn ein Patient nicht in der Lage ist, eine Selbstkatheterisierung durchzuführen, kann ein Dauerkatheter (Foley-Katheter) erforderlich sein, um den Urin kontinuierlich abzuleiten.
  • Chirurgische Eingriffe:
    • Prostataresektion (TURP – Transurethrale Resektion der Prostata): Bei Männern kann die partielle Entfernung des vergrößerten Prostatagewebes eine längerfristige Lösung sein.
    • Chirurgische Behandlung von Harnröhrenstrikturen: Beseitigung von Verengungen durch Vernarbungen oder Steine.
    • Rekonstruktive Eingriffe am Blasenhals: Häufig endoskopische Verfahren, um anatomische Anomalien zu beheben, falls andere Ansätze nicht helfen.

Alternative Methoden und unterstützende Behandlungen

  • Elektrostimulation: In einigen Fällen kann eine elektrische Stimulation von Muskeln und/oder Nerven helfen, die Blasenkontraktion zu verbessern.
  • Biofeedback: Patienten lernen, ihre Beckenbodenmuskulatur effektiver zu kontrollieren und gezielt anzuspannen oder zu entspannen. Obwohl diese Methode eher bei Drang- oder Belastungsinkontinenz eingesetzt wird, kann sie in Einzelfällen auch bei der Überlaufinkontinenz nützlich sein.
  • Akupunktur: Manche Studien deuten darauf hin, dass Akupunktur die Miktionsbeschwerden lindern kann, wobei die Evidenzlage nicht einheitlich ist.

Alltags- und Lebensstiltipps

Die Lebensqualität von Patienten mit Überlaufinkontinenz kann neben der eigentlichen Behandlung durch Veränderungen im Lebensstil deutlich verbessert werden. Diese Anpassungen erfordern häufig nur wenig Aufwand und können sich dennoch langfristig positiv auswirken.

Beckenbodentraining

Das Training der Beckenbodenmuskulatur (Beckenbodengymnastik oder Kegel-Übungen) ist zwar in erster Linie bei der Belastungsinkontinenz das Mittel der Wahl, kann aber auch bei Überlaufinkontinenz unterstützend wirken. Zwar liegt hier das Hauptproblem meist in der Blasenmuskulatur oder einer Obstruktion, doch ein gut gekräftigter Schließmuskel und eine intakte Beckenbodenmuskulatur können einen zusätzlichen Beitrag zur Kontinenzsicherung leisten.

Flüssigkeitsaufnahme und Ernährungsgewohnheiten

Viele Betroffene glauben irrtümlich, sie könnten ihre Inkontinenz verbessern, indem sie weniger trinken, weil sie dann seltener zur Toilette müssten. Langfristig kann dies jedoch das Gegenteil bewirken: Konzentrierter Urin reizt die Blase stärker und erhöht zudem das Risiko für Harnwegsinfektionen. Daher ist eine gleichmäßige, angemessene Flüssigkeitsaufnahme (vor allem Wasser) wichtig, während übermäßiger Kaffee- oder Alkoholkonsum vermieden werden sollte, da beides die Blase irritieren und den Harndrang steigern kann.

In Bezug auf die Ernährung empfiehlt es sich, reizende Lebensmittel wie stark gewürzte oder saure Produkte (z. B. Zitrusfrüchte, Tomaten) zu meiden, wenn man feststellt, dass sich dadurch die Symptome verschlimmern. Auch die Vermeidung von Verstopfung ist essenziell, da ein gefüllter Enddarm auf die Blase drücken und die Inkontinenz verstärken kann.

Weitere Änderungen im Lebensstil

  • Regelmäßige Bewegung: Moderater Sport (Spazierengehen, Schwimmen, Gymnastik) verbessert den Kreislauf und den allgemeinen Gesundheitszustand und hilft, das Körpergewicht zu regulieren. Übergewicht belastet den Beckenboden zusätzlich.
  • Rauchen aufgeben: Rauchen ist zwar nicht die Hauptursache für Überlaufinkontinenz, führt jedoch zu diversen Gesundheitsproblemen (Krebs, Gefäßverengungen, chronischer Husten). Ein ständiger Hustenreiz kann die Beckenbodenmuskulatur zusätzlich strapazieren.
  • Überprüfung der Medikation: Manche Medikamente (z. B. Diuretika, Antihistaminika, Beruhigungsmittel) beeinflussen die Harnproduktion oder die Blasenfunktion. Hier sollte ggf. ein Gespräch mit dem behandelnden Arzt erfolgen, falls der Verdacht besteht, dass ein bestimmtes Präparat die Beschwerden verschlechtert.

Prävention der Überlaufinkontinenz

Überlaufinkontinenz lässt sich häufig nicht vollständig verhindern, insbesondere wenn neurogene Störungen oder eine schwere Prostatavergrößerung vorliegen. Dennoch gibt es einige Faktoren, deren Beachtung das Risiko einer Überlaufinkontinenz reduzieren kann.

Gesunde Prostata und Vorsorgeuntersuchungen

Bei Männern vergrößert sich die Prostata im Alter oft kontinuierlich. Dieser Prozess muss nicht immer Symptome verursachen, allerdings können regelmäßige urologische Vorsorgeuntersuchungen frühzeitig eine Prostatavergrößerung aufdecken. Wird eine Veränderung in einem frühen Stadium diagnostiziert, kann sie häufig mit Medikamenten, Lebensstilanpassungen oder minimalinvasiven Eingriffen kontrolliert oder behandelt werden, bevor sie zu ernsthaften Blasenproblemen und Überlaufinkontinenz führt.

Rechtzeitige ärztliche Konsultation

Mögliche Symptome – zum Beispiel ein verlangsamter, schwacher Harnstrahl, häufiges nächtliches Wasserlassen oder ein ständiges Völlegefühl in der Blase – können Warnsignale sein. Regelmäßige Arztbesuche sind wichtig, weil die Entwicklung einer Überlaufinkontinenz oft schleichend verläuft und viele Patienten erst dann zum Arzt gehen, wenn die Lebensqualität bereits erheblich beeinträchtigt ist. Eine frühzeitige Diagnose und Intervention kann jedoch die Aussichten auf Besserung oder gar Beschwerdefreiheit deutlich erhöhen.


Häufig gestellte Fragen (FAQ)

1. Betrifft die Überlaufinkontinenz nur ältere Menschen?
Nicht unbedingt. Obwohl sie tatsächlich bei älteren Männern mit Prostatavergrößerung häufiger auftritt, kann sie auch bei Jüngeren vorkommen, etwa bei neurologischen Störungen oder Harnsteinen.

2. Gibt es Zusammenhänge mit Belastungsinkontinenz?
Belastungsinkontinenz tritt auf, wenn beim Husten, Niesen, Heben oder Lachen unwillkürlich Urin austritt. Im Unterschied dazu beruht Überlaufinkontinenz auf einem ständigen Völlegefühl und einer chronischen Restharnbildung. Trotzdem kann es vorkommen, dass ein Patient an mehreren Inkontinenzarten leidet; in diesem Fall spricht man von einer Mischinkontinenz.

3. Ist eine Behandlung ohne Operation möglich?
Ja, in vielen Fällen helfen medikamentöse Therapien, Katheterisierung (Selbst- oder Dauerkatheter) und Änderungen des Lebensstils (z. B. angepasste Flüssigkeitsaufnahme, Gewichtsreduktion), um den Zustand deutlich zu verbessern oder gut zu kontrollieren. Eine Operation wird in der Regel erst dann erwogen, wenn die Prostatavergrößerung stark ausgeprägt ist und schwere Symptome verursacht oder wenn andere minimalinvasive Methoden nicht zum Erfolg führen.

4. Wann ist mit einer Verbesserung durch die Behandlung zu rechnen?
Das hängt stark von der zugrunde liegenden Ursache und der Therapieform ab. In manchen Fällen tritt bereits nach wenigen Wochen unter einer passenden medikamentösen Therapie eine Besserung ein. In anderen Fällen kann es länger dauern, etwa nach einer Prostataoperation oder wenn sich der Patient erst an das regelmäßige Katheterisieren gewöhnen muss.

5. Welche Komplikationen können auftreten, wenn die Überlaufinkontinenz unbehandelt bleibt?
Unbehandelte Überlaufinkontinenz erhöht das Risiko für Harnwegsinfekte (z. B. Blasenentzündung, Nierenbeckenentzündung) und kann die Nierenfunktion beeinträchtigen. Das ständige Auslaufen von Urin kann zudem zu Hautirritationen, Infektionen und Entzündungen im Genital- und Leistenbereich führen.


Zusammenfassung

Die Überlaufinkontinenz ist ein Zustand, bei dem häufig eine strukturelle oder funktionelle Verengung – beispielsweise durch eine vergrößerte Prostata – dafür sorgt, dass sich der Urin in der Blase anstaut. Es können aber auch Harnsteine, neurologische Erkrankungen oder eine geschwächte Blasenmuskulatur als Ursachen infrage kommen. Meist entwickeln sich die Symptome allmählich: Das Wasserlassen fällt immer schwerer, es verbleibt immer mehr Urin in der Blase, und schließlich tritt überschüssiger Urin tröpfchenweise oder in kleinen Mengen aus. Dieses Beschwerdebild führt nicht nur zu Unannehmlichkeiten, sondern kann die Lebensqualität deutlich einschränken und unter Umständen gravierende Komplikationen – wie etwa wiederkehrende Infektionen – nach sich ziehen.

Für eine fundierte Diagnose ist eine ärztliche Untersuchung unerlässlich, die körperliche Untersuchungen, Labor- und Bildgebungsbefunde sowie urodynamische Tests umfassen kann. Auf Basis der Resultate lässt sich feststellen, ob eine Verengung, eine Schwäche des Detrusormuskels oder eine neurogene Störung die Hauptursache ist. Die Therapiemöglichkeiten sind vielfältig und richten sich nach der Grunderkrankung: Bei milden Fällen reichen häufig Medikamente und Änderungen im Lebensstil (etwa hinsichtlich Flüssigkeitsaufnahme oder Gewichtskontrolle). Bei ausgeprägten Obstruktionen (z. B. durch Prostatavergrößerung oder Harnröhrenstrikturen) kann ein chirurgischer Eingriff die langfristige Lösung sein. In zahlreichen Fällen ist eine vorübergehende oder dauerhafte Katheterisierung nötig, um bleibende Organschäden zu vermeiden.

Regelmäßige Kontrollen und Vorsorgeuntersuchungen spielen eine wichtige Rolle bei der Prävention. Speziell bei Männern ist die Früherkennung von Prostataveränderungen entscheidend, um das Risiko einer Überlaufinkontinenz zu senken. Darüber hinaus ist es sinnvoll, Harnwegsinfektionen vorzubeugen und bekannte Risikofaktoren wie Diabetes oder neurologische Erkrankungen adäquat zu behandeln. Wer bereits erste Symptome von Überlaufinkontinenz bemerkt, sollte nicht zögern, frühzeitig ärztlichen Rat einzuholen. Dies ist nicht nur zur Verbesserung der Lebensqualität wichtig, sondern auch, um schwere Komplikationen zu vermeiden.

Zusammenfassend erfordert Überlaufinkontinenz einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem Patient und Arzt eng zusammenarbeiten. Betroffene sollten über die bestehenden Therapiemöglichkeiten informiert sein und bei anhaltenden oder zunehmenden Beschwerden rechtzeitig medizinischen Rat suchen. Denn nur durch eine frühzeitige Diagnose, eine individuelle Therapie und konsequente Nachbetreuung lassen sich die Symptome wirkungsvoll lindern und Folgeschäden vermeiden. Obwohl Überlaufinkontinenz oft als Tabuthema gilt, ist es essenziell, offen darüber zu sprechen und frühzeitig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen – denn es stehen mittlerweile zahlreiche effektive Methoden zur Verfügung, um Beschwerden zu mildern und Komplikationen zu verhindern.

Überlaufinkontinenz betrifft nicht nur ein einziges Organ oder eine einzelne Krankheit, sondern ist ein komplexer Zustand, der mitunter mehrere Fachdisziplinen – Urologie, Neurologie oder Innere Medizin – einbeziehen muss. Mit einer fundierten Diagnose, einer maßgeschneiderten Therapie und einer engmaschigen Betreuung können die Symptome jedoch deutlich reduziert werden, sodass Betroffene ihre Lebensqualität bewahren oder sogar wiedererlangen. Wie bei jeder chronischen Erkrankung spielt dabei die aktive Mitarbeit, Ausdauer und Kooperationsbereitschaft des Patienten eine entscheidende Rolle für den langfristigen Erfolg.

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